33

Kade stand in einem schwarzen Seidenmorgenrock vor seinem Privatquartier im Dunklen Hafen, an den Holzpfosten der hinteren Veranda gelehnt, die Ausblick auf das weitläufige Land des Anwesens bot. Vor einigen Stunden war die Sonne untergegangen, und wieder hatte sich die Dunkelheit über die Region gelegt. Gedankenverloren starrte er auf den fernen Horizont, wo sich das grünliche Leuchten des Polarlichts über den Sternenhimmel zog. »

Alex kam herausgeschlendert, um sich zu ihm zu gesellen. Er hörte, wie sie leise hinter ihn trat, und schloss die Augen, als sie; sanft die Arme um seine Taille schlang. Sie gab einen gedämpften Laut von sich und seufzte, als er seine Finger zärtlich unter den weißen Satinärmel ihres Morgenmantels schob, um ihre nackten Arme zu streicheln.

Den größten Teil des Tages hatten sie aneinandergekuschelt im Bett verbracht.

Sein Körper musste sich immer noch von den Folgen des Bestattungsritus erholen, doch dank Alex' Blut hatte der Heilungsprozess deutliche Fortschritte gemacht. Seine Haut war jetzt nur noch gerötet und wund, wies aber keine schmerzhaften Brandblasen mehr auf. Und seine Libido erinnerte ihn daran, dass es ihm schon wieder gut genug ging, um Alex zu begehren. Es gab weiß Gott nichts, um ihn davon  abzuhalten.

„Ich wollte dich nicht wecken“, murmelte er, als sie eng umschlungen unter dem sternenhellen Himmel standen und dem Tanzen des Polarlichts in der Ferne zusahen. „Du hast in den letzten Tagen eine Menge durchgemacht. Du solltest dich noch ein bisschen ausruhen.“

Alex kam hinter ihm hervor, stellte sich vor ihn und schmiegte sich an seinen warmen Körper. „Dasselbe wollte ich zu dir sagen, deshalb bin ich rausgekommen. Wie fühlst du dich?“

Er grunzte und nickte knapp. „Besser, dank dir. Und noch besser, wenn ich dich im Arm hab.“

Sie hob den Kopf, und sie küssten sich vorsichtig. Ihr Mund war warm und einladend. Voll Zärtlichkeit wegen allem, was sie schon geschafft hatten, und einer zaghaften Hoffnung auf das, was möglicherweise noch vor ihnen lag.

„Ich habe dich heute gebraucht, Alexandra“, flüsterte er an ihren Lippen. „Ich hab versucht, mir einzureden, es wäre nicht so, aber du bist alles, was ich brauche. Danke für alles, was du heute für mich getan hast. Danke, dass es dich gibt.“

Sie lächelte zu ihm auf, und ihre Stimme war weich vor Rührung. „Dafür musst du mir niemals danken.“

„Mein Gott, wie ich dich liebe“, murmelte er, und seine Brust straffte sich, als er auf sie hinuntersah. „Du ehrst mich, Alex. Du beschämst mich.

Wahrscheinlich ahnst du gar nicht, wie sehr. Du könntest jeden Mann haben, den du dir aussuchst ...“

Sie griff nach oben und streichelte seine Wange mit fast schmerzender Zärtlichkeit. „Es gibt nur einen Mann, den ich mir aussuchen würde. Nur einen Mann, den ich je lieben könnte.“

Seine Antwort ging in einem leisen Stöhnen unter, als er den Kopf senkte und sie leidenschaftlich küsste. Verlangen brandete in ihm auf, heftig und drängend. Er wollte Alex - in seinem Bett, unter seinen Fangzähnen. Er wollte sie auf jede erdenkliche Weise.

Seine Sehnsucht war so überwältigend, dass er kaum das energische Klopfen an der Vordertür seiner Hütte hörte.

Er hätte es nicht beachtet, wenn Alex sich ihm nicht atemlos entwunden hätte.

„Da ist wer.“

„Ist mir egal.“ Kade wollte sie wieder küssen.

Es klopfte erneut, lauter jetzt. Hartnäckig und fordernd.

Kade fluchte knurrend, streichelte noch einmal ihr schönes Gesicht und wandte sich ab, um zur Tür zu stapfen. Noch bevor er sie öffnete, wusste er, wer auf der anderen Seite wartete.

„Vater“, sagte er, und sein kurz angebundener Ton konnte schwerlich als Begrüßung interpretiert werden.

Kir starrte ihn an und sah dann über Kades Schulter auf Alex, die von der hinteren Veranda hereingekommen war. „Wir müssen reden.“

Kade blieb stehen und blockierte die Schwelle mit seinem Körper. „Ich habe alles gesagt, was ich zu sagen hatte.“

„Aber ich nicht.“ Ein weiterer Blick in Alex' Richtung. „Hör mich an. Bitte, mein Sohn.“

Diese Worte hatte sein Vater noch nie zu ihm gesagt. Vielleicht ließ er deshalb die Türklinke los, die er so verbissen umklammerte, und trat zur Seite, um seinen Vater einzulassen.

Aber was Alex anging, würde er nicht nachgeben. „Alles, was du zu sagen hast, kann Alexandra hören. Sie ist meine Gefährtin, ich habe keine Geheimnisse vor ihr.“

Kirs Augenbraue hob sich unmerklich in der stolzen Stirn. „Natürlich.“ Er neigte den Kopf in Alex' Richtung, eine Geste des Respekts, die ihm bei Kade ein paar kleine Pluspunkte einbrachte. „Könnten wir uns kurz miteinander hinsetzen, Sohn?“

Kade nickte und streckte die Hand nach Alex aus, damit sie zu ihnen herüberkam. Sie glitt herbei und setzte sich neben ihm aufs Sofa, Kir nahm den Ledersessel gegenüber. Eine ganze Weile sah der ältere Stammesvampir die beiden nur mit undurchdringlicher Miene an, fixierte sie abschätzend.

„Heute war ein Tag, von dem ich gehofft hatte, dass er niemals kommen würde“, sagte er schließlich. Seine Stimme klang hohl und immer noch rau vor Kummer. „Lange Zeit, seit ihr kleine Jungs wart, habe ich mit der Angst gelebt, deinen Bruder zu verlieren.“

Kade senkte den Blick, neue Schamesröte schoss ihm ins Gesicht. „Ich weiß, dass du enttäuscht bist, Vater. Ich weiß ... ach, Scheiße.“ Alex schob ihre Hand in seine und verschränkte ihre Finger mit seinen. Kade schluckte den dicken Kloß hinunter, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. „Ich weiß, dir wäre es lieber gewesen, wenn ich es wäre und nicht Seth.“

„Gar nichts weißt du“, fuhr Kir ihn an. Kades Kopf schnellte hoch, und der Ton seines Vaters wurde freundlicher. „Du weißt nicht, was ich mir wünsche oder was ich fühle. Wie könntest du auch, wo ich mich dir nie mitgeteilt habe? Ich habe mich immer auf Seth konzentriert. Ich habe ihm zu viel gegeben.“

Kade zuckte mit den Achseln. „Er war dein Sohn. Du hast ihn geliebt.“

„Du bist auch mein Sohn“, erwiderte er. „Und ich liebe euch beide, Kade. Aber Seth hat es mehr gebraucht. Er hatte nie deine Unabhängigkeit. Und war nicht mit deinem Mut geboren.“

Kade runzelte die Stirn. „Du hattest einen Narren an ihm gefressen. Alle hatten das.“

„Ja“, gab er zu. „Weil du stärker warst als er, Kade. Du warst ihm in jeder Hinsicht überlegen. Das wusste Seth genauso gut wie ich. Ich habe versucht, seine Schwächen auszugleichen, indem ich ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt habe als dir. Und ihn dadurch nur noch mehr verdorben.“

„Du hast ihn mit Arbeiten für den Dunklen Hafen betraut“, gab Kade zu bedenken. „Du hast ihn darauf vorbereitet, selbst einen Dunklen Hafen zu leiten.“

Kir schüttelte langsam den Kopf. „Die sinnlosen Hoffnungen eines Vaters, mehr nicht. Ich habe versucht, ihm eine Chance zu geben, etwas aus sich zu machen. Immer wieder habe ich das versucht. Seth wäre nie ein guter Anführer geworden. Er war zu schwach, zu unsicher.“

„Und ich?“, platzte Kade heraus, bevor er sich die Frage verbeißen konnte.

„Du“, sagte Kir und sah ihn nachdenklich an. „Du warst nicht zu bändigen. Nicht zu stoppen, von dem Moment an, als du schreiend und strampelnd aus dem Schoß deiner Mutter kamst. Du warst eine Kämpfernatur, Kade. Jeder, der dich ansah, erkannte, dass du etwas Ungewöhnliches warst, etwas Besonderes. Ich habe einmal ein Kind gekannt, das dir gar nicht so unähnlich war.“

„Grigori“, murmelte Kade und sah Überraschung in der Miene seines Vaters, die abgelöst wurde von alter Reue.

„Grigori“, wiederholt Kir leise. „Ich nehme an, Maksim hat dir von ihm erzählt.“

Kade nickte. „Ein wenig. Ich weiß, dass dir Grigori viel bedeutet hat und dass er zum Rogue mutiert ist.“

Kirs Augenbrauen hoben sich leicht. „Stimmt.“

„Und du hast geglaubt, eines Tages würde ich genauso enden.“

„Du?“ Sein Blick verfinsterte sich, und er schüttelte schwach den Kopf. „Von dir habe ich das nie gedacht. Um Seth habe ich mir Sorgen gemacht. Du hast mich an Grigori erinnert, das ist wahr. Seine ganze Lebhaftigkeit, seine Kraft und Stärke habe ich in dir gesehen, Kade. Aber Seth hatte keine dieser Eigenschaften. Er ähnelte meinem Bruder nur in seinen Fehlern und Unsicherheiten, die ihm am Ende zum Verhängnis wurden. Das habe ich gewusst und in der ständigen Furcht gelebt, was wohl aus Seth werden würde.

Was dich anging, konnte ich nur hoffen, dass du nie in die gleiche Lage geraten würdest wie ich mit Grigori. Ich habe gebetet, dass du nie mit einer solchen Entscheidung konfrontiert werden würdest.“

Bei den Worten seines Vaters griff etwas Kaltes nach Kades Herz. Alex verstärkte den Druck ihrer Finger, auch ihr graute vor dem, was Kir wohl sagen würde. „Erzähl mir, was passiert ist, Vater.“

„Ich wollte nie, dass du die Bürde auf dich nehmen musst, etwas töten zu müssen, das du liebst.“ Kirs Augen verdüsterten sich reuevoll. „Ich dachte, wenn ich Seth nah genug in meiner Reichweite behalte, wenn ich ihm die Möglichkeit gebe, sich zu beweisen, dann reicht meine Stärke vielleicht aus, um ihn aufzuhalten. Wenn ich Seth daran hindern kann, der Schwäche nachzugeben, die ich von Kindheit an in ihm erkannt habe, wird er vielleicht nicht enden wie Grigori. Und du wärst nicht gezwungen zu tun, was ich damals tun musste.“

„Max hat gesagt, man hätte von Grigori nie wieder etwas gehört oder gesehen, nachdem eure Familie erfahren hat, dass er zum Rogue mutiert ist und in seiner Blutgier jemanden getötet hat. Max hat auch gesagt, dass du dich danach geweigert hast, über Grigori zu reden.“

Kir nickte grimmig. „Da gab es nichts mehr zu reden“, sagte er nüchtern. „Er war tot. Als sein Bruder hielt ich es für meine Pflicht, dafür zu sorgen, dass er nie wieder jemanden umbringen konnte.“

Alex keuchte leise auf. Kade war wie betäubt zu entdecken, wie sehr der Weg seines Vaters seinem eigenen ähnelte. Wie wenig er über den Mann wusste, der ihn gezeugt hatte, oder über das Leben, das sein Vater vor seiner und Seths Geburt geführt hatte.

Er murmelte einen Fluch, aber es lag keine Bosheit darin. Das würde es nie wieder geben, nicht nach heute Abend. „Ich habe dich fast mein ganzes Leben lang abgelehnt“, gestand er. „Ich dachte, du verachtest mich.“

Kir schnalzte unwillig mit der Zunge und schüttelte den Kopf.

„Niemals. Ich wollte nur dein Bestes. Für meine beiden Söhne. Und jetzt auch für die beiden Kleinen, die in zwei Wochen zur Welt kommen.“

„Wir haben eine Menge Zeit mit Schweigen und heimlichen Ängsten vergeudet“, sagte Kade zu ihm. Er warf einen Blick auf Alex, überwältigt von der Liebe zu dieser Frau, der sein Herz gehörte. „Daran kann ich keine Sekunde mehr verschwenden.“

Kir stand auf. „Und ich sollte deine Zeit nicht weiter verschwenden, die du mit Alex verbringen könntest. Ich will, dass du weißt, dass ich stolz auf dich bin, Kade. Und es freut mich sehr zu sehen, dass du dein Glück gefunden hast. Du hast Liebe gefunden, und neben all deinen anderen Stärken wird sie dir über jede Herausforderung hinweghelfen.“

Kade schluckte und nickte unbeholfen. „Danke, Vater.“

„Wie lange bleibt ihr hier im Dunklen Hafen?“

„Nicht mehr lange“, erwiderte Kade. „Höchstens noch ein paar Stunden. Ein paar von meinen Ordensbrüdern warten auf mich, in einer Kleinstadt nicht weit von hier. Wir müssen eine Mission zum Abschluss bringen, danach geht es nach Hause zurück.“

„Zusammen?“, fragte Kir und blickte von Kade zu Alex.

„Ich mache es wohl besser offiziell und frage sie“, sagte Kade lächelnd und streichelte Alex' Wange. Er brachte sie dazu, ihn anzusehen. „Also, was meinst du, Alex? Könnte ich dich überreden, mit mir nach Boston zu kommen?“

Ihre sanften braunen Augen schimmerten, „Ich war noch nie in Neu-England.

Ich glaube, da würde ich gerne mal hin.“

Auf Kades Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Ich zeige dir die ganze Welt, wenn du mich lässt.“

Sie küssten sich und wurden einen Moment später durch Kirs leicht unbehagliches Räuspern unterbrochen. Alex errötete heftig, Kade dagegen genierte sich nicht für seine Liebe und begegnete dem amüsierten Blick seines Vaters mit einem ungerührten Zwinkern.

Kir lächelte und schritt dann zur Tür, Kade und Alex begleiteten ihn. Als sie auf der Schwelle stehen blieben, streckte Kade die Hand aus, aber Kir ergriff sie nicht. Stattdessen zog er Kade in eine feste Umarmung. „Ich weiß, dass du im Orden in Boston eine Familie gefunden hast“, sagte er, als er Kade von sich schob, um ihm in die Augen zu sehen. „Das freut mich für dich. Aber hier hast du auch eine Familie. Du und deine wunderbare Alexandra habt alle beide hier eine Familie.“

„Darf ich dich auch umarmen?“, fragte Alex Kades bärbeißigen Vater herzlich.

Kirs Mund verzog sich zu einem seltenen Lächeln. „Es wäre mir eine Ehre.“

Als Alex ihn umarmte, sah der ältere Stammesvampir zu Kade, und in seinem Blick lagen zu viele Gefühle, als dass Kade sie alle hätte benennen können.

Stolz, Versöhnung, Reue, Hoffnung ... die Gefühle langer Jahre, die Vater und Sohn nun wortlos austauschten. Vielleicht hatten sie jetzt die Chance wieder gutzumachen, was unter so vielen Geheimnissen und sinnlosen Ängsten begraben gewesen war.

Außerdem gab es jetzt Alexandra.

Kade blickte auf die Frau, die er liebte - seine Frau, seine Gefährtin. Sein Herz quoll über von allem, was er ihr sagen, mit ihr teilen wollte ... von den Versprechen, die er ihr jetzt geben wollte, in der Hoffnung, dass er den Rest seines Lebens mit ihr zusammen wäre, um sie einzulösen.

Kade schlang den Arm um Alex' Schulter, während sie dastanden und seinem Vater nachsahen, der über den mondbeschienenen Schnee zum Haupthaus hinüberging. Als er außer Sicht war, drehte sich Kade zu Alex um und hob sie hoch.

Sie schnappte nach Luft, als sie den Boden unter den Füßen verlor, und lachte, als er herumschwenkte und mit ihr das Schlafzimmer ansteuerte. „Lass mich runter! Du hast dich noch nicht von deinen Verbrennungen erholt, Kade. Du solltest das wirklich nicht tun.“

„Oh doch, sollte ich sehr wohl“, gab er zurück und schaute ihr mit einer Begierde in die Augen, die er nicht hätte verbergen können, selbst wenn er es versucht hätte.

 

Sie schliefen miteinander, überließen sich zuerst stürmisch und fiebernd dem Anschwellen ihrer Gefühle und ihrer Lust aufeinander, die Erlösung forderte.

Kade fiel über sie her und trieb sie zu so vielen Höhepunkten, dass sie irgendwann aufhörte zu zählen.

All ihre Sinne waren erfüllt von ihm, ihr Körper war wie elektrisiert, als sie einen weiteren Gipfel der Lust hinter sich ließ und sich in Kades schützende Arme kuschelte.

Sie liebte ihn so sehr, dass es wehtat. Und im Nachglimmen ihrer gemeinsamen Leidenschaft erkannte sie, dass auch er sie liebte.

Zärtlich streichelte er die empfindliche Haut ihres Halses, wie Samt glitten seine Finger unter ihrem Ohr entlang. „Es war nicht korrekt, was ich mit dir gemacht habe“, murmelte er leise. „Als ich in dieser ersten Nacht in deinem Haus in Harmony von dir getrunken habe. Ich hätte die Entscheidung dir überlassen müssen, Alex. Das habe ich dir weggenommen. Ich hätte dir sagen müssen, was es bedeutet, bevor ich mich an dich gebunden habe. Und die Ehre haben müssen, mir dieses Recht zu verdienen, statt es zu stehlen, wie ich es getan habe.“

„Das macht mir nichts aus“, murmelte sie. „Alles, was zählt, ist, dass wir jetzt zusammen sind. Ich will dich für immer, Kade. Ich will...“ Sie verstummte, nicht aus Angst oder Unsicherheit, sondern aus tiefer Sehnsucht. „Du bist alles, was ich will. Ich will als deine Gefährtin mit dir verbunden sein.“

„Und alles, was ich will, ist, dich glücklich zu machen und zu wissen, dass du sicher und geborgen bist.“

„Das bin ich. Ich könnte nirgends glücklicher oder geborgener sein als hier in deinen Armen.“ Sie streichelte sein schönes Gesicht und sah die Qual, die immer noch darin stand. Den Selbstzweifel in seinem Blick, der nicht nachgelassen hatte und vielleicht nie ganz verschwinden würde. „Gemeinsam sind wir stark, Kade. Stärker als die Wildheit in dir. Du hast doch gehört, was dein Vater gesagt hat: Liebe ist die größte Kraft. Nichts ist stärker als sie.“

„Glaubst du das wirklich?“

„Mehr als alles andere“, antwortete sie. „Die Frage ist nur, tust du es auch?“

Er sah sie eine ganze Weile mit eindringlichen Silberaugen an. „Solange du an meiner Seite bist, kann ich daran glauben, dass alles möglich ist. Ich liebe dich, Alexandra. Du bist alles für mich.“

Er zog sie näher an sich und küsste sie - es war der zärtlichste, ehrfurchtsvollste Kuss, den sie je bekommen hatte. Alex schmolz dahin, ihr Körper reagierte mit einem freudigen Rauschgefühl, das ihr Innerstes überflutete. Sie legte den Kopf zurück, als sein Mund an ihrer Halsseite hinunterwanderte.

Kade hob den Kopf und knurrte. Er starrte sie an, in seinen Augen loderten bernsteingelbe Funken, seine Fangzähne leuchteten weiß. Schon keuchte er vor Begehren und wilder Lust.

Seine silbernen Augen verdunkelten sich von Gefühlen. „Für immer?“

„Für immer, Kade.“ Sie ließ ihre Finger über seinen empfindsamen Mund gleiten, zwischen den geöffneten Lippen glitzerten die Spitzen seiner Fangzähne. „Verbinde mich mit dir. Ich will dich schmecken. Ich will dich für immer.“

Mit einem tiefen Knurren sah er ihr fest in die Augen, hob sein Handgelenk zum Mund, teilte die Lippen und hieb seine Fänge in Fleisch und Muskeln.

Blut tropfte aus den Bisswunden und über sein Kinn. Zögernd hielt er ihr seinen Arm hin.

Alex nahm ihn mit beiden Händen und führte sein Handgelenk an ihren Mund.

Der erste Schluck war ein Schock. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber nichts hatte sie darauf vorbereitet, wie es war, von Kade zu trinken. Süß rann ihr sein Blut über die Zunge, von einer überwältigenden Wildheit, die ihr den Atem verschlug. Während sie an seiner offenen Ader saugte, sog sie den Geruch seiner Haut und den erdigen Geschmack seines Blutes ein.

Ein Kraftstoß durchfuhr sie wie ein Blitzschlag.

Kade stöhnte vor Lust, und sie trank weiter, gierig jetzt. Lust pulsierte in jeder ihrer Nervenfasern und weckte all ihre Sinne. Hitze brüllte in ihrem Innersten auf, und sie wimmerte, als die erste Welle eines Orgasmus sie erfasste und mit sich fortriss.

Kades Knurren war zutiefst männlich, zutiefst triumphierend.

Alex war noch immer im Rausch des Höhepunkts, als er über die Wunde an seinem Handgelenk leckte. Dann spreizte er ihre Beine für die sengende Hitze seines gierigen Blickes.

„Jetzt gehörst du zu mir, Alex. Gott helfe dir, jetzt gehörst du für immer zu mir.“

„Dann zeig es mir“, flüsterte sie mit vor Lust rauer Stimme. Sie leckte sich über die Lippen und kostete seinen Geschmack auf ihrem Mund bis zum Allerletzten aus. Dann legte sie den Kopf zur Seite und bot ihm ihren Hals dar.

„Zeig mir, dass ich für immer zu dir gehöre, Kade.“

Er kräuselte die Lippen und entblößte seine Fangzähne, im fernen Schein des Polarlichts glänzten sie scharf und makellos wie Diamanten. Alex nahm die wilde Schönheit seines Gesichts in sich auf und empfand nicht die geringste Furcht, als sie ihn jetzt ansah.

Er war ihr Herz, ihr Geliebter, ihr Gefährte.

Ihr Ein und Alles.

„Liebe mich, Kade“, murmelte sie.

„Für immer“, erwiderte er.

Dann senkte er mit einem lustvollen, kapitulierenden Stöhnen den Kopf, schlug seine Fänge in ihr Fleisch und zeigte ihr, wie lustvoll die Ewigkeit mit ihm werden würde.

 

ENDE

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
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